Als ich Anfang Januar bei einem Ausflug die Nachtfotos dieses Beitrags aufnahm, stand bei einem Motiv ein Trio Frauen neben mir. Sie fotografierten ebenfalls. Nachdem jede von ihnen ein, zwei Mal auf den Auslöser ihrer Kamera gedrückt hatte, hielten sie ihre Apparate nebeneinander und wählten das am „wenigsten unscharfe Bild“ aus. So nannten sie es tatsächlich. Ich musste schmunzeln. In diesem Moment beschloss ich, dass ich eine Anleitung mit Basis-Tipps zur Nachtfotografie schreiben würde. Et voilà: hier ist sie!

Tipp 1: Nutze ein Stativ!
Der größte Fehler, den die drei Frauen gemacht hatten war es, kein Stativ zu benutzen. Ich selbst bin normalerweise ebenfalls ein Stativmuffel. Mit Dreibein fehlt mir in der Naturfotografie die nötige Flexibilität. Ich bin nicht schnell genug von Blüte zu Blüte gehüpft. Bei der Nachtfotografie mache ich aber eine Ausnahme. Da ist ein fester Untergrund für die Kamera unabdingbar. Schließlich fotografiert man mit längeren Belichtungszeiten. So lange hält man sein Schätzchen nie und nimmer ruhig in der Hand. Das Bild verwackelt.
Eine Alternative ist eventuell ein Bohnensack (ähnlich einem Kirschkernkissen) oder eine Mauer zum ruhigen Ablegen der Kamera. Manchmal hilft es auch, mit sehr hohem Iso-Wert zu fotografieren. Dann verringert sich die Belichtungszeit und man kann vielleicht noch aus der Hand schießen. Dann muss man aber meistens mit einem starken Bildrauschen leben.
Was ich an diesem Abend auch häufig gesehen habe, war die Nutzung des Blitzes. Aber mal ganz ehrlich: wenn man 100 Meter von einem Gebäude entfernt steht, nützt das kleine kamerainterne Blitzchen überhaupt nichts. Und einen Flakscheinwerfer werden die wenigsten mit sich führen.
Das musst Du beim Fotografieren mit Stativ beachten:
Stelle den eventuell vorhandenen Bildstabilisator Deines Objektivs aus. Das Stativ sollte auf einem festen Untergrund stehen. Wenn Du einen hohen Standpunkt deiner Kamera haben möchtest, ist es besser, die Beine etwas steiler zu stellen. Die Mittelsäule sollte so wenig wie möglich heraus gefahren werden, besonders bei Wind. Ist es stürmisch, empfiehlt es sich den Kameragurt abzumachen. Wedelt er herum, führt das zu Vibrationen.

Tipp 2: Nimm eine Taschenlampe mit!
Wenn Du Dein Stativ und die Kamera aufgebaut hast, wirst Du wahrscheinlich gleich das nächste Problem zu spüren bekommen: Dir fehlt Licht! Du suchst Dein Objektiv in der Fototasche, Du möchtest Deine verschmierte Linse noch mal reinigen, Du möchtest das Dioptrien-Rädchen Deiner Kamera noch mal überprüfen… glaube mir: irgendetwas ist immer! Da leistet eine Taschenlampe oder wenigstens die Lampenfunktion Deines Handys wertvolle Hilfe.

Tipp 3: Fokussiere genau!
Wenn Du ein dunkles Objekt fotografieren möchtest, kann es sein, dass dieses Motiv Dein Autofokus nicht erkennt. Dann musst du manuell fokussieren. Als Hilfsmittel kannst Du Deine Taschenlampe einsetzen. Strahle Dein Motiv an und Du findest es besser im Sucher. Manchmal findet man auch eine Laterne in unmittelbarer Nähe des Objektes, die man als Fokussierpunkt nutzen kann. Möchtest Du den Mond oder die Sterne fotografieren, dann fokussiere auf unendlich.

Tipp 4: Wähle die richtigen Einstellungen!
Du möchtest ein rauscharmes Foto. Stelle Dein Programmrädchen auf M und wähle den niedrigsten Iso-Wert. Bei meiner Kamera ist das 100. Nun brauchst Du Dich nur noch um Blende und Belichtungszeit zu kümmern. Diese zwei Werte hängen folgendermaßen zusammen: Je kleiner der Blendenwert, desto weiter ist die Blende geöffnet. Es fällt also viel Licht auf den Sensor. Die Belichtungszeit kann daher kürzer gewählt werden. Allerdings ist bei einem kleinen Blendenwert auch der Schärfebereich klein. Besonders wenn Du nicht so genau fokussieren konntest, weil es zu dunkel war, kann es sein, Dein Hauptmotiv ist nicht oder nur teilweise scharf. Da du ja mit Stativ fotografierst, kannst Dir getrost eine längere Belichtungszeit „leisten“. Damit Dein Foto nicht zu hell wird, schließe die Blende weiter (der Blendenwert wird also höher). Dann gelangt weniger Licht auf den Sensor, aber Du gibst Deiner Kamera ja mehr Zeit, um trotzdem genügend Licht einzufangen. Vorteil: Der Schärfeberich wird ebenfalls größer. Kleinere Fokussierungenauigkeiten fallen nicht so sehr ins Gewicht.

Ach übrigens…
ein weiterer Vorteil längerer Belichtungszeiten ist es, dass eventuell durchs Bild laufende Personen „verschwinden“. Wenn du also beispielsweise eine mit vielen Menschen bevölkerte Straße fotografierst, kann es sein, diese Personen sind auf Deinem Foto gar nicht zu sehen, solange sie nicht stehen bleiben.
Ich wähle die Einstellungen mittlerweile intuitiv und liege kaum noch daneben. Das ist eine Übungssache, genau wie Fahrrad fahren. Du musst nur endlich die Stützräder abmontieren, beziehungsweise die Automatikprogramme links liegen lassen. Dann klappt es auch mit dem manuellen Modus! Nimm dir Zeit und mache ein paar Probeschüsse. Dann siehst Du ja, ob Deine Bilder gut belichtet sind und kannst Anpassungen hinsichtlich der Einstellungen vornehmen. Wähle für den Anfang am besten einen mittleren Blendenwert von etwa 8-11. Erscheinen Dir die Fotos dann zu dunkel, verlängere die Belichtungszeit. Sind Deine Bilder (und besonders eventuelle Lichter) zu hell, dann verkürze die Belichtungseit. Probieren geht über studieren! Trau Dich!
Um Dir einen kleinen Eindruck meiner Einstellungen zu geben, habe ich die Werte unter die Fotos dieses Beitrags geschrieben.
Was du bei Sternen- und Mondfotos beachten solltest…
Hier kannst Du die Belichtungszeit nicht ewig ausdehnen, denn die Sterne werden durch die Erdrotation zu Strichen. Auch der Mond verliert an Schärfe. Je höher Deine Brennweite ist, desto schneller wandert er. Meistens ist dann schon bei 2 Sekunden Belichtungszeit eine gewisse Unschärfe vorhanden.

Tipps für Fortgeschrittene
Deine Kamera bietet Dir ein wenig Hilfe, um das beste Verhältnis zwischen Blende und Belichtungszeit zu ermitteln. Auf Deinem Display erscheint eine Belichtungsskala, dessen Wert sich in der Mitte befinden sollte. Oder Du schaust Dir das Histogramm Deiner Fotos an.
Möchtest Du das Maximum an Schärfe aus Deinen Fotos heraus holen, dann nutze die Spiegelvorauslösung Deiner Kamera. Das verringert Vibrationen, die zu Unschärfe führen könnten. Um Verwacklungen durch Deine eigenen Bewegungen zu vermeiden, lege Dir einen Fernauslöser zu, oder stelle den Selbstauslöser ein. Möchtest Du über 30 Sekunden belichten, wirst Du auf alle Fälle einen Fernauslöser benötigen. Stelle Deine Kamera dazu in den Bulb-Modus.
2 Ideen, um Deine Nachtfotos aufzuwerten
Setze die längeren Belichtungszeiten bewusst ein, um beispielsweise durch Lichtstreifen vorbeifahrender Autos Action und Dynamik zu erzeugen.
Beleuchte dein Motiv mit einer starken Taschenlampe, oder setze damit ein paar Akzente auf Deinen Fotos.
Hast Du schon meinen Beitrag mit Tipps für Fotografie-Anfänger gelesen? Wie gefallen Dir meine Fotos? Gibt es noch Fragen, die offen geblieben sind?
Die Bilder in diesem Artikel entstanden am 04.01.2019 beim Christmas Garden Dresden im Schlosspark Pillnitz. Auf der Webseite steht, dass es in der nächsten Saison eine Neuauflage geben soll.
Die Lichtinstallationen waren schon recht sehenswert. Allerdings wurde das Erlebnis durch teilweise wirklich schreckliche amerikanische Weihnachtskitschmusik geschmälert. Zudem waren die Wege stark vereist und es wälzten sie Menschenmassen durch das Gelände. Für 17 Euro Eintritt pro Person sollte der Toilettenbesuch kostenlos sein!
Nicht schlecht Frau Specht hätte mein Freund Kuddelmuddel vor 40 Jahren gesagt.
Deine Tipps passen.
Lieben Gruß, Ewald
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Das freut mich ungemein. Danke sehr!
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Kuddel ohne Muddel, blödes Rechtschreibprogramm 😖
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Kuddelmuddel ist aber ein schönes Wort. Bestimmt vom Aussterben bedroht.
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Mit Sicherheit, aber das passte nicht zum Text… 😂
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Danke für die Tipps !
Bei der Nachthimmelfotografie habe ich noch meine Probleme 😦 .
Bei zwei Australien-Aufenthalten ist es mir nicht gelungen die Milchstraße oder das Kreuz des Südens abzulichten. Ich nutze allerdings eine Bridgekamera und keine SR. Trotz manueller Einstellung und dem Wissen des beleuchteten Objektes, sind nur ein paar Lichtpunkte sichtbar.
Naja, üben, üben, üben. vielleicht gelingt es mir dann beim nächsten Aufenthalt *daumendrück
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War es auch richtig dunkel? Oft schmälert Licht von Städten das Ergebnis.
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Schöne Bilder. Sollte ich auch mal probieren, das mit der Nachtfotografie.
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Es ist immer wieder schön, das eigene Wissen zu testen, indem man andere Blogs liest. Dabei ist mir deutlich geworden, wie lange ich nicht mehr in der Nacht unterwegs war.
Mit Licht zu spielen ist ausgesprochen spannend, auch in der späten Dämmerung.
Danke für den kleinen Blitzkurs und Auffrischung von Erinnerungen
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Bitte gerne geschehen. Die blaue Lichtstimmung in der Dämmerung hat in der Tat auch seinen Reiz.
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Liebe Steffi,
Tatsächlich sind bei mir noch einige Fragen offen geblieben, was aber nichts mit dem fehlenden Inhalt der Beitrags deinerseits zu tun hat, sondern mit meiner Unwissenheit im Umgang mit meiner Kamera.
Habe sie gebraucht erstanden und leider keine Anleitung dabei, sodass ich mir alles irgendwo in Beiträgen erlesen habe. Oder zufällig beim Probieren entdeckt.
Nun also meine Fragen: ich habe eine Canon Kamera 1.- wo finde ich den Bild Stabilisator?
2.- wie fokussiere ich auf unendlich?
3.- welche Brennweite sollte ich mindestens Benutzen um den Mond abzubilden?
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Danke für Deine Fragen. Viel Spaß mit Deiner Kamera! Ich gehe mal davon aus, dass Du nun glückliche Besitzerin einer Spiegelreflexkamera bist. Oder ist es eine Systemkamera?
1. Der Bildstabilisator ist nicht in der Kamera, sondern am Objektiv. Nicht jedes Objektiv hat einen. Vielleicht hat Dein Obi gar keinen. Dann brauchst Du nicht länger suchen. Welches ist es denn?
2. Auch unendlich fokussiert man am Objektiv. Du musst dazu den Autofokus abstellen( such mal nach einem kleinen Schalter mit der Bezeichnung AF für Autofokus und M). Anschließend suchst Du mal nach einer liegenden 8 auf dem Objektiv. Dorthin drehst Du den Fokusring.
3. Mindestens 200mm. Besser 300. Sonst ist Dein Mond auf dem Foto viel zu klein.
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1.- dann haben meine objektive wohl keinen Bildstabilisator. Habe den tatsächlich immer an der Kamera gesucht. Objektive hab ich drei Stück. Das Kit- Objektiv 18-55 mm; dann ein 50mm
Festbrennweite( wurde im Netz empfohlen für Porträts/ Kinder Fotos, gelingt auch schon ganz gut); und zum dritten ein Revuenon Zoom MC , dort stellst du alles komplett manuell ein. Blende ab 4,5-22; Brennweite hab ich da noch nicht ganz so kapiert, zumindest ist dort das unendlich Zeichen drauf.
Leider weis ich da nicht, wie man damit Macro fotografiert, da steht was von 1:6 und 1:7.
Damit wäre auch schon 2. Beantwortet, denn die anderen beiden Objektive haben das Zeichen nicht dran.
3.- wahrscheinlich hab ich das beim Mond fotografieren intuitiv relativ richtig gemacht, ist nur etwas verwackelt dadurch dass ich per Hand ausgelöst habe.
Gestern Abend war der Mond ja wieder super zu sehen, nur leider musste ich gerade meinen kleinsten zu Bett bringen und konnte nicht an der Kamera probieren.
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Deine genannten Obis haben tatsächlich keinen Bildstabilisator. Makro bedeutet mindestens 1:1. Da bist Du weit davon entfernt. Kleiner Tipp: es gibt Zwischenringe zu kaufen. Damit kommst Du näher ran ans Makro.
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Perfekt erklärt und geschrieben !
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Ganz lieben Dank! Du glaubst gar nicht, wie mich das freut!
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und ich meine auch immer das was ich schreibe ! Perfekt
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