Das A und O eines Fotografen ist seine ruhige Hand. Denn wer will schon verwackelte Fotos! Denkst Du auch so?
Im folgenden Artikel möchte ich Dir beweisen, dass das nicht zwangsläufig auf jedes Bild zutreffen muss.
Meistens beurteilt man die Qualität eines Bildes unter anderem nach seiner Schärfe. Ich selbst bin ein regelrechter Schärfefanatiker. Bilder, die in der 100% Ansicht unscharf sind, werden bei mir sofort aussortiert.
Allerdings ist dies ein ziemlich technisches Kriterium. Fast noch wichtiger ist es, was ein Foto für Stimmungen und Emotionen transportiert. Ein technisch einwandfreies Bild kann ziemlich belanglos sein, wenn es beim Betrachter nichts auslöst. Anders herum kann ein Foto mit offensichtlichen Mängeln eine wichtige Bildaussage haben, die es trotzdem wertvoll macht.
Diesen Sommer habe ich bewusst verwackelte Fotos probiert, um Dir das zu demonstrieren.
Abends am Strand war es aufgrund der einbrechenden Dunkelheit kaum noch möglich, scharfe Landschaftsaufnahmen aufzunehmen. Ich musste die Belichtungszeit so weit verlängern, um das Restlicht zu nutzen, dass meine Bilder ohne Stativ verwackelten. Zudem konnte ich auch keine scharfen Wellen mehr abbilden. Das Wasser bewegte sich schneller, als es die Belichtungszeit zuließ.Trotzdem wollte ich die tolle Lichtstimmung einfangen. Ich belichtete also meine Fotos korrekt, bewegte aber die Kamera während der Auslösung horizontal. Es entstanden Streifen- oder Wischbilder. Die weiche Unschärfe in den Bildern unterstreicht wunderbar die abendliche Ruhe am Abend und die Lichtstimmung blieb trotzdem erhalten.
Ein anderes Beispiel ist meine Aufnahme von Schilf an einem See am helllichten Tag. Hier benötigt man normalerweise nur kurze Belichtungszeiten. Zu kurz, um einen Wischeffekt zu erzielen. Belichtet man länger, erhält man eine Überbelichtung. Was habe ich gemacht, um trotzdem ein optimal helles Foto zu bekommen? Ich habe die Blende so weit wie möglich geschlossen (die Blendenzahl ist groß). In diesem Fall lag sie bei f/32. Es gelangte damit nur wenig Licht auf den Sensor und ich konnte die Belichtungszeit wieder auf „wischfreundliche“ Länge erhöhen. Um die Gestalt der dünnen und langen Schilfgräser zu unterstreichen, habe ich in diesem Fall die Kamera während der Aufnahme vertikal von unten nach oben geschwenkt.
Wie gefällt Dir diese künstlerische Art der Fotografie? Findest Du sie ansehlich, oder ist es für Dich nur eine abstrakte, überflüssige Spielerei? Schreibe es mir gerne in die Kommentare!
Wenn Du solche Aufnahmen auch einmal probieren möchtest, habe ich einen Extratipp für Dich: Drücke den Auslöser während Deiner Bewegung. Du erhälst damit gleichmäßigere Wischeffekte, als wenn Du mit Deiner Bewegung erst zeitgleich anfängst, wenn Du den Auslöser betätigst. Viel Spaß!
Hier findest Du meine anderen Beiträge mit Fototipps.