Steffi telefoniert

Die ABC-Etüden sind eine Bloggeraktion, bei der man zu drei vorgegebenen Wörtern einen Text mit maximal 300 Wörtern schreiben darf. Ich gebe zu, ich habe mich hier (schon wieder!) rar gemacht. Mein Businessblog kostet mich Zeit. Umso mehr freue ich mich, diesmal wieder etwas zu den ABC-Etüden beisteuern zu können.

Die drei Pflichworte sind diesmal: sanft, vibrieren und Erzählstoff. Ich habe daraus ein Elfchen gebastelt. Das ist ein Gedicht, was sich nicht reimen muss. Es folgt einem klar vorgegebenen Aufbau. Bei Wikipedia ist er genau erklärt. Hier ist also mein Elfchen:

Es ist mir beim Einschlafen eingefallen. Die Zeit, in der mir die kreativsten Ideen in den Sinn kommen. Wann bist du am kreativsten?

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Maria frisst

Es ist wieder ABC-Etüden-Zeit! Nachdem ich letztens das erste Mal mitgemacht habe, ist mir auch zur neuen Wortspende (Wackelpudding-unverdrossen-knistern) eine kleine Geschichte eingefallen. Die ABC-Etüden sind eine Art Blogparade. Ziel ist es, zu drei vorgegebenen Worten eine Text mit maximal 300 Wörtern zu schreiben. Hier geht es zum Aufruf.

Diesmal geht es um Binge-Eating, eine Essstörung, bei der exzessive Ess-Episoden auftreten.

Maria frisst

Maria stand in ihrer Küche. Vor ihr der offene Kühlschrank, neben ihr die herausgezogene Süßigkeitenschublade. „Was hatte sich ihre Chefin nur gedacht?“, fragte sie sich, während sie den Inhalt einer Familienpackung Wackelpudding in sich hineinschaufelte. Sie hatte sich dazu einen Esslöffel genommen. Das ging schneller als mit einem kleinen Löffel. Ihre Chefin hatte ihr zehn Minuten vor Dienstschluss den Auftrag gegeben, die Adressenliste der Lieferanten zu aktualisieren. Eigentlich war dieses Dokument immer verfügbar und aktuell. Maria war eine zuverlässige Sekretärin. Aus ihr unerfindlichen Gründen war die Liste einfach verschwunden. Sie hatte das betriebsinterne Intranet rauf und runter gesucht. Schikane! Reine Schikane war das!

Gedankenverloren kratzte Maria die Wackelpuddingpackung aus. Das halbe Kilo Glibbermasse lag ihr schwer im Magen. Je voller der Magen, desto weniger schwer wog ihr Ärger. Jede andere Person hätte spätestens jetzt den Raubzug durch den heimischen Lebensmittelvorrat abgebrochen. Doch Maria kam erst so richtig in Fahrt. Eine Scheibe Leberkäse, eine Nugatstange und ein Eis am Stiel fanden unverdrossen den Weg in Marias Bauch. Sie war wie im Rausch. Ganz hinten in der süßen Schublade lag noch eine Packung Ahoibrause. Die würde ihr gut tun. Sie knisterte so schön auf der Zunge…

Nach zwei Stunden, hatte Maria die Lieferantenliste neu erstellt. Als sie diese ihrer Chefin überreichen wollte, winkte die Dame ab. Sie habe sich geirrt und das Dokument aus Versehen aus dem Intranet gelöscht, aber dafür bei sich auf dem Computer gespeichert. Marias Arbeit war vollkommen umsonst gewesen.

Jetzt war Maria übel. Mit dem Ende ihrer Fressattacke kroch der Groll inklusive ihrer Magensäure die Speiseröhre empor. Es brannte in ihrem Rachen. Nicht nur, dass sie sich immer noch über ihre Chefin aufregte. Jetzt ärgerte sie sich auch noch über sich selbst. Wieder hatte sie Schindluder mit ihrem massigen Körper getrieben. Es musste sich was ändern.

ABC-Etüden

Über Alice bin ich heute über eine vortreffliche Aktion gestolpert. Sie nimmt mit ihrem neuesten Blogbeitrag an den sogenannten ABC-Etüden teil. Das Wort „Etüde“ habe ich zuletzt vor ungefähr fünfundzwanzig Jahren gehört. Ich lernte Querflöte. Mein Übungsheft beinhaltete Etüden, die ich brav jede Woche zu spielen lernte. Oder auch nicht.

Kurz erklärt geht es darum, dass man zu drei vorgegebenen Wörtern einen Text schreibt. Der darf höchstens dreihundert Wörter lang sein. Ich liebe Challenges und war sofort Feuer und Flamme.

Und Tada: hier ist er, mein erster Etüdentext!


Tante Magda

Müde schaute Sarah auf. Ihre Augen brannten. Ihr Magen knurrte und ihre Kehle fühlte sich trocken an. Sarah hatte den gesamten Abend über genäht. Ihre Augen streiften den Kalender an der Wand. Der 12.01. war gerade eine Stunde alt. „Tante Magda!“, schoss es ihr durch den Kopf und für den Bruchteil einer Sekunde fühlte sie, wie ihr Herz kurz stehen zu blieben schien. Auf einen Schlag fühlte sich Sarah wieder hellwach. Tante Magda, an deren Nähmaschine Sarah saß, hatte am Vortag Geburtstag gehabt.

Scheiße. Vergessen! Ausgerechnet den Geburtstag von Tante Magda! Ein unverzeihlicher Fehler. Tante Magda mochte zwar großzügig sein. Aber sie war ebenso nachtragend und verlangte von Sarah Dankbarkeit für ihre Spendabilität. Sie hatte Tante Magda so viel zu verdanken. Was hätte sie nur ohne sie gemacht? Vor anderthalb Jahren saß Sarah weinend in ihrer Stube. Damals hatte sie gerade ihr Engagement als Schauspielerin verloren. Sie war Mitglied einer Gruppe, die sich auf Krimidinner spezialisiert hatte und dank der Pandemie waren Auftritte unmöglich geworden. „Du könntest Stoffmasken nähen. Ich schenke dir meine Nähmaschine“, hatte Tante Magda gesagt und ihr zeitgleich eine beachtliche Summe Startkapital für Garn und Stoffe über den zerkratzten Couchtisch geschoben. Das war ihre Rettung! Es war kein Hoffnungsschimmer in ihrer Lage, sondern ein ganzes Hoffnungsleuchten gewesen. Nach dem Verbot der sogenannten Communitymasken änderte Sarah kurzerhand ihr Angebot und nähte nun Kinderkleidung.

Wie sollte sie es je wieder gut machen, dass sie den Geburtstag ihrer Gönnerin vergessen hatte? Sie musste sich etwas einfallen lassen. Und zwar schnell…


Die vorgegebenen Wörter waren Hoffnungsschimmer, unverzeihlich und nähen. Findest du sie?