Jetzt wo alle Menschen froh sind, dass die tristen Winterfarben vom bunten Frühling abgelöst werden, lade ich ein schwarz-weißes Foto hoch. Wie findest Du das?
Warum habe ich die Farben entfernt?
Ich gehe mal stark davon aus, dass Du weißt, dass ein Winterling oben gelb und unten grün ist. Wie Rührei mit Spinat. Ich traue dem Betrachter also zu, dass er sich die Farbgebung denken kann. Das Foto entstand gestern Mittag in der prallen Mittagssonne. Also nicht die besten Voraussetzungen. Ich habe mir nicht die Zeit genommen, das Licht ein wenig abzumildern. Für das Bild lag ich vor der Anpflanzung eines Altenheims und mir war es etwas peinlich. Außerdem hatte ich in dem Moment auch gar nichts zum Schatten spenden dabei. Dafür nutze ich zum Beispiel gerne dünne Tücher. Bei der Bildbearbeitung viel mir dann auf, dass das grelle Licht das Schneckenhaus und die dünnen Blütenblätter toll beschien. Die farblose Variante betont diesen Umstand sehr gut. Deshalb habe ich die Farbe weggelassen.
Eine interessante Sichtweise…
beschreibt Annett in ihrem Blogartikel. Sie hat beobachtet, dass in der heutigen Fotografie „Alles […] schärfer, bunter und – ganz wichtig – anders als tatsächlich gesehen, abgebildet“ wird. Da dieses Phänomen der realitätsferneren Bearbeitung für viele Fotografen zutrifft, verschwimmt für Annett die Individualität zum Einheitsbrei.
Ich finde diesen Augenöffner sehr inspirierend. Auch ich mag die knalligen Farben. Ich möchte mich damit aber nicht abheben und individuell sein, sondern ich sehe mich einfach nicht als Dokumentarfotografin. Bei der Bildbearbeitung kann ich mich kreativ ausleben. Ich möchte, dass die Fotos für mich schön aussehen. ich möchte, dass der Betrachter staunt und mein Bild auch als schön empfindet. Die Farbe erzeugt Aufmerksamkeit. Natürliche Fotos empfinde ich oft als beliebig oder austauschbar. Jeder Mensch sieht jeden Tag natürliche Farben in der Natur. Das brauche ich doch nicht noch abzubilden! Ich mag Eyecatcher!
Trotzdem gebe ich Annett insofern recht, dass wir durch die Übersättigung mit Farben und Kontrasten das Natürliche schneller als langweilig empfinden. Wir haben den Blick für die Schönheit der realen Natur verloren. Wir sind abgestumpft. Das ist schade. „Leise“ Bilder gehen unter und werden nicht so sehr beachtet.
Ich bin sehr gespannt auf Deine Gedanken zu diesem Thema. Außerdem hoffe ich, dass Dir der bewusst farblos gestaltete Frühblüher trotz seiner Natürlichkeit ins Auge fällt. Schau Dir gerne den kompletten Artikel von Annett an. Er ist sehr interessant.
Du bist gerade auf der Suche nach Deinem Fotografie-Stil? Dazu habe ich einen Artikel geschrieben: So findest Du Deinen Fotografie-Stil.
Ich mag die s/w-Fotografie und ich mag auch Farbe und ich finde, dass es dir sehr gut gelungen ist, das Bild in s/w zu setzen! Bezüglich des Artikels von Annett…ja…ab und an sollte man sich und seinen Stil reflektieren 🙂
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… von daher finde ich ihren Blogartikel auch so lesenswert. Es tut gut, auch einmal neuen Input zu bekommen.
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Oh das mit den Farben kenne ich auch. Meine Bilder werden, wenn ich sie bearbeite am Ende meistens schwarz weiß. Bei Film hab ich da immer den Vorteil, das die Farbgebung schon ein bisschen festgelegt ist. Da umgehe ich die knallfarben also gekonnt 🙂
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Jeder hat da seine eigene Herangehensweise.
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Also nein, Deine Fotos sind mir nicht zu bunt – ich würde Farbe auch nie per se „verurteilen“. 😉 Deine Fotos zeigen eine bunte, aber doch eigene und interessante Welt. Übrigens gefällt mir der Ausdruck leise Bilder, den Du gewählt hast.
Du schreibst, Du empfindest natürliche Fotos als beliebig und austauschbar. Da ist was dran. Das gleiche gilt allerdings auch für bunte oder „überarbeitete“ Fotos (z. B. im Insta*gram-Stil). Ich meinte, dass es von großem Können zeugt und einen guten Fotografen ausmacht, den Alltag vor der eigenen Haustür ohne Filter und Überarbeitung (im Sinne von zu viel) interessant zu fotografieren. Und damit meine ich nicht, dass gar keine Fotobearbeitung zum Einsatz kommt, aber eben vielleicht etwas weniger. Und dafür andere Techniken/Ausschnitte wählen um ein Bild ansehnlich zu gestalten. Es gibt viele Wege und es ist gut, wenn jeder seinen geht. Ich denke auch, dass für alle Platz da ist.
LG Annett
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Ja. Die Hauptsache ist, dass dem Fotografen seine Bilder gefallen. Jeder hat seinen Platz. Es gibt tatsächlich Filter und Presets, die jedes Bild gleich aussehen lassen.
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Ich finde, dass Bilder in Schwarzweiß ihren eigenen Charme und Charakter haben. Und obwohl dein Winterling nicht mehr gelb ist, sieht er trotzdem leicht und frühlingshaft aus. Nur eben nicht bunt. Ich finde das Bild sehr gelungen. Farbe mag ich aber auch. Zu viel Bearbeitung ist meistens nicht so mein Ding. Aber wenn sie richtig gut gemacht ist … warum nicht? Ich bin Mediendesignerin und muss ständig Bilder überarbeiten. Bei meinen Fotos bemühe ich mich meist, nicht allzu viel dran rumzudoktern. Aber wer da Spaß dran hat … gute Bildkompositionen schaue ich mir auch gerne an.
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Ich danke Dir. Das herumdoktern ist für mich Entspannung.
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Ob s/w oder bunt ist mir eigentlich egal. Sehr selten gehen meine Fotos den Weg zu Photoshop & Co., wenn, dann wird im Regefall etwas ausgerichtet oder beschnitten, manchmal überzeichne ich einzelne Bilder, aber dann auch so, dass es sofort zu erkennen ist. Ich bin mehr ein Freund der „natürlichen“ Fotografie. D.h. aber nicht, dass ich andersartiges verurteile, jeder nach seinem Gusto und ja, zT gefallen mir solche Bilder ja auch. Dein s/w Bild finde ich gelungen. 😊😊😊
Lieben Gruß, Ewald
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Vielen lieben Dank! Genau das ist ja das schöne an der Fotografie. Man kann sich individuell kreativ austoben.
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So soll es ja auch sein… 😊
Lieben Gruß, Ewald
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Hallo Steffi 🙂
Manchmal, so wie gerade auch Dein jetziges schwarz/weiss Foto finde ich besonders gelungen. Trotzdem, dass eben die Farbe fehlt, hat es doch so viel Kraft in sich. Irgendwie wirkt es auch edel.
Bei meinen Fotos habe ich bis jetzt auch ’nur‘ die Natürlichkeit der Farbgebung korrigiert.
Liebe Grüsse, Cornelia
https://blog.freistilkunst-cfischer.ch
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Ich danke Dir.
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